Feurige Predigt zur royalen Hochzeit von Meghan und Harry

So eine feurige Predigt haben sich wohl die wenigsten erwartet. Die steifen royalen Hochzeitsgäste von Meghan und Harry wurden regelrecht überflutet, aufgerüttelt und wachgeschüttelt von der Lebhaftigkeit und Emotionalität einer flammenden Rede über das Feuer der Liebe.

Der US-Bischof Michael Bruce Curry, das Oberhaupt der Episkopalkirche der USA, versetzte die Besucher der St.-George´s-Kapelle und die ganze zuschauende Welt in Staunen. Während manche von der mitreißenden Predigt auch wirklich mitgerissen wurden, konnten sich andere ihrer Steifheit nicht entledigen. So war bei dem Erzbischof von Canterbury, der immer wieder im Hintergrund sichtbar war, keinerlei Regung zu sehen. So mancher konnte sich aber auch ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen.

Während über den flammenden „Auftritt“ des US-Bischofs, die Angemessenheit seiner Emotionalität oder die moderne Nutzung eines Tablets bei einer Predigt diskutiert wird, scheint mir der eigentlichen Botschaft der Predigt zu wenig Beachtung geschenkt zu werden.

Ich würde mir wünschen, dass es mehr solcher Redner gäbe, und dies nicht nur im kirchlichen Bereich!

Für mich ging es in dieser Predigt darum, den Menschen die Augen zu öffnen für eine, wenn nicht gar DIE große Chance, die in unserer heutigen Zeit liegt: die Menschheit hat das Knowhow für eine menschliche Welt – sie nutzt es aber nicht!

Die Menschheit hat es inzwischen sehr weit gebracht: Sie kann nicht nur Feuer bändigen sondern kann Atome spalten, Nahrungsmittel für Millionen Menschen erzeugen, Sonnenenergie und Windenergie nutzen und und und. Doch gleichzeitig droht sie mit Massenvernichtungswaffen, schürt Gewalt, lässt Massen verarmen und gar Millionen von Menschen verhungern. Die Menschheit lässt die Pole schmelzen, das Meer und alle Lebewesen mit Mikroplastik vergiften und rottet jährlich ganz unachtsam unzählige Tier- und Pflanzenarten aus.

Warum geschieht dies? Weil die Menschheit das Feuer der Gier, das Feuer der Gewinnmaximierung, das Feuer der Ausbeutung und das Feuer der Gewalt nicht in den Griff bekommt. Um dieses zerstörerische Feuer ging es in der Predigt des Bischofs Michael Bruce Curry! Dieses Feuer zu bändigen ist die Aufgabe der Gegenwart! Denn, wenn wir dieses Feuer der Gegenwart nicht in den Griff bekommen, dann haben wir, dann hat die Menschheit keine Zukunft!

Es erscheint nur natürlich, dass diese Predigt bei so manchem Hochzeitsgast nur zu einem verschmitzten Grinsen führte, welches weltweit über die Medien zu sehen war. Saßen doch vor allem solche Menschen in der St.-George´s-Kapelle, die vom gegenwärtigen Feuer der Ausbeutung profitieren und deshalb keine Notwendigkeit sehen, irgendetwas daran zu ändern. Stattdessen schüren sie dieses Feuer.

Doch, und hier erscheint die Eindringlichkeit der Worte des Bischofs nur verständlich, es muss sich etwas ändern und der Schlüssel zur Veränderung ist die Liebe: die Liebe zum Nachbarn, die Liebe zum Mitmenschen, die Liebe zur Menschheit, die Liebe zur Natur, die Liebe zum Miteinander und die Liebe zur Ganzheitlichkeit der Welt. Dabei beginnt diese Liebe zum Anderen bei der Liebe zu sich selbst.

Ob diese Liebe nun von der christlichen, jüdischen, muslimischen oder irgendeiner hinduistischen oder irgendwie anders gearteten Gottheit gegeben ist, das mag jede und jeder für sich selbst entscheiden. Wesentlich erscheint jedoch, dass jede/r beim Anblick eines Neugeborenen in aller Regel von Liebe erfüllt wird. Jeder Mensch kann Liebe empfinden und jedes Neugeborene empfindet Begeisterung für sein Leben und die Welt und damit Liebe. Warum nur, verlieren so viele Menschen diese Liebe, die ganz selbstverständlich ist, aus dem Blickfeld? Bei den Einen, so scheint es, verdrängt Maßlosigkeit in Sachen Gier diese Liebe und bei Anderen löscht die Konfrontation mit Gewalt, Hunger und Not die natürliche Liebe allzu häufig aus. Bei welcher der beiden Gruppen kann wohl eher wieder die Liebe entfacht werden? Ganz sicherlich bei der Gier-Gruppe! Genau deshalb hat wohl der Bischof in seiner Predigt eine besondere Chance gesehen und genutzt. Er hat der von Gier gesteuerten Welt, die begeistert dem Höhepunkt eines Liebes-Märchens beiwohnte, seine Sicht der Dinge geschildert und auf die Liebe als unbändiger Kraft zur notwendigen Veränderung der Welt aufmerksam gemacht.

Es bleibt nur zu hoffen, dass wenigstens der ein oder anderen die tiefe Botschaft verstanden hat. Denn letztlich sollte es im Moment ausschließlich um eines gehen: Jede und jeder sollte wieder die Liebe in sich selbst entdecken. Denn nur dann können wir aus der gegenwärtigen und leider nicht nur guten Welt eine neue und bessere Welt machen! Und auch wenn der Appell in der persönlichen Gegenwart vor allem reicher Menschen ausgesprochen wurde, so erreichte er über die Medien ganz viele Menschen. Deshalb sollte sich auch jede und jeder angesprochen fühlen. Alle Menschen haben die Macht zur Veränderung und sollten in Liebe die Kraft finden, alles zu tun, um die Welt liebevoll zum Besseren zu wenden.